BredowCast 102: Ergebnisse des Reuters Institute Digital News Reports 2025 Kristina Kobrow: Wie steht es um die Nachrichtennutzung in Deutschland und weltweit? Das beantwortet der aktuelle Reuters Institute Digital News Report. Und mit denjenigen, die die Ergebnisse für Deutschland ausgewertet haben, darf ich dazu sprechen. Das ist zum einen Julia Behre. Julia ist Junior Researcher hier am Leibniz-Institut für Medienforschung I Hans-Bredow-Institut. Und zum anderen ist das Dr. Sascha Hölig. Sascha ist Senior Researcher, ebenfalls hier am HBI. (Jingle: Bredowcast. Wir erforschen was mit Medien.) Kristina Kobrow: Ja, hallo, liebe Julia, und hallo, lieber Sascha. Wir sprechen heute über den Reuters Institute Digital News Report. Sascha, was ist denn das für ein Report? Sascha Hölig: Ja, hallo Kristina erst mal. Schön, dass wir hier bei dir sein dürfen, heute. Also in dem Report untersuchen wir seit mehreren Jahren die Nachrichtennutzung in Deutschland, aber auch inzwischen in insgesamt 48 Ländern. Da geht es hauptsächlich um die Nutzung von Nachrichten im Internet, aber wir haben auch traditionelle Quellen mit dabei. Und damit können wir eben über die Langzeitperspektive schauen, wie sich die Nachrichtennutzung verändert, zum einen. Und zum anderen können wir eben auch landesspezifische Nutzungsverhalten abbilden damit. Das ist wirklich ein ganz tolles Instrument, wo man sehen kann, wo die Reise hingeht oder wo sie herkommt im weitesten Sinne. Kristina Kobrow: Und wenn du jetzt sagst Langzeitstudie, seit wann gibt es den eigentlich? Sascha Hölig: Also der erste Report ist 2013 erschienen und seitdem jedes Jahr taucht dieser Ländervergleichende Report auf. Ich weiß gar nicht, wann wir den ersten Report für die deutschen Ergebnisse gemacht haben. Ich glaube, kurze Zeit darauf. Kristina Kobrow: Und du hast es eben schon gesagt, also 48 Länder waren dabei und ich glaube auch von sechs Kontinenten, also fast allen. Sascha Hölig: Ganz genau inzwischen. Also wir sind jährlich angestiegen bei den teilnehmenden Ländern. Wir befragen in jedem Land etwa 2000 Menschen immer Ende Januar, Anfang Februar. Und inzwischen sind wir bei fast 100.000 Teilnehmenden an dieser Befragung. Und vielleicht noch gleich eine Besonderheit dazu. Die Befragung findet über ein Online Access Panel statt. Das ist also eine Online-Befragung. Und damit erreichen wir in den meisten Ländern eine repräsentative Stichprobe, die repräsentativ ist für die Internetnutzenden ab 18 Jahren. Das muss man vielleicht dazu sagen, weil dadurch werden manchmal, naja bestimmte Internetnutzungsverhalten ein bisschen überschätzt, während traditionelle Nutzungsverhalten wie das Zeitungblättern oder das Nachrichten im Fernsehen anzuschauen könnte gegebenenfalls ein bisschen unterschätzt werden. Und wir schaffen es auch nicht, in jedem einzelnen Land eine repräsentative Stichprobe zu ziehen. Gerade in Ländern in Afrika oder Südamerika ist manchmal eine Verzerrung mit dabei, weil man dort eher aufgrund der Online-Befragung eher die höher gebildeten, eher die englischsprachigen Menschen erreicht und nicht zwingend die repräsentative Bevölkerung. Also ich denke jetzt an Länder wie Nigeria zum Beispiel, oder wie gesagt in Südamerika und Afrika ist es manchmal ein bisschen schwierig, repräsentativ zu sein, aber in den europäischen Ländern, auch in den USA und Nordamerika ist das auf jeden Fall abbildbar für die oder steht repräsentativ für die Online-Bevölkerung. Kristina Kobrow: Das ist, glaube ich, ein sehr wichtiger Punkt. Ich hätte dich jetzt sonst nämlich selber auch noch gefragt, ich hätte in den Ergebnissen gelesen, dass in Nigeria, das Beispiel hattest du jetzt gerade auch schon genannt, sind 79 Prozent an Nachrichten interessiert. Das ist von der Studie der Höchstwert. Deutschland liegt da etwas weiter drunter. Kann man das jetzt eins zu eins eigentlich vergleichen? Also ein Land gegen ein anderes stellen, hattest du jetzt auch schon gerade gesagt, eher nicht, weil es einfach unterschiedliche Voraussetzungen gibt, unterschiedliche Bedingungen in den Ländern. Sascha Hölig: Genau, deswegen arbeiten wir auch selten mit Rankings, wo die Länder gerankt werden. Wenn man das macht, kommt man manchmal zu, naja, nicht gerade intuitiven Ergebnissen. Aber das liegt eben daran, dass es nicht die nationale Population abbildet, sondern eben, platt gesagt, gut gebildete Großstädte betrifft. Und ja, das betrifft Nigeria, das betrifft auch Indien, Kenia, Südafrika zum Beispiel. Kristina Kobrow: Und jetzt habt ihr beide die Ergebnisse für Deutschland untersucht. Das heißt, ihr habt euch mit ungefähr 2000 Antworten beschäftigt, die ausgewertet. Julia, was sind denn da die zentralen Ergebnisse? Julia Behre: Ja, auch von mir erstmal nochmal vielen Dank für die Einladung. Schön, dass wir heute hier sein dürfen und über die deutschen Ergebnisse sprechen dürfen. Also vielleicht, wenn wir noch einmal kurz zu Beginn auf Deutschland zu sprechen kommen. Es waren eben rund 2000 Befragte. Hier nochmal vielleicht wichtig zu wissen, dass die Befragung Ende Januar 2025 stattfand, also kurz vor der Bundestagswahl. Und ja, ein wichtiger, zentraler Befund in diesem Jahr war, dass die aktive Nachrichtenvermeidung ja einen Höchststand erreicht hat. In Deutschland haben 71 Prozent der Befragten gesagt, dass sie zumindest gelegentlich Nachrichten vermeiden. Und auch im internationalen Vergleich, also im Durchschnitt der Studie, war das in diesem Jahr einer der höchsten Werte, die wir beobachten konnten. Und die Frage hatten wir zum ersten Mal 2017 in der Umfrage gestellt, also nach der aktiven Nachrichtenvermeidung. Und seitdem sehen wir eben diesen kontinuierlichen Anstieg. Ja, aber da ist eben wichtig zu betonen, dass diese aktive Nachrichtenvermeidung eben nicht bedeutet, dass überhaupt keine Nachrichten mehr genutzt werden. Dahinter verbergen sich nämlich viele verschiedene Tätigkeiten, wie zum Beispiel, dass man sagt, man vermeidet bestimmte Nachrichtenquellen, wenn man diesen etwa nicht vertraut. Oder man vermeidet Nachrichten zu bestimmten Themen, wie etwa zu Kriegen und Konflikten, weil sie einen manchmal negativ auf die Stimmung auswirken, einen einfach schlechte Laune machen, belastend sind. Oder man konsumiert die Nachrichten einfach etwas seltener, also vielleicht nicht mehr mehrmals am Tag, sondern nur noch einmal am Tag oder nur noch alle zwei Tage oder so. Genau, das ist eben so ein Phänomen, was wir schon seit einigen Jahren jetzt beobachten können und was auch weiter zugenommen hat. Kristina Kobrow: Da noch mal nachgefragt: Du hattest direkt am Anfang auch gesagt oder darauf hingewiesen, Ende Januar war die Zeit der Bundestagswahl in Deutschland. Konntet ihr in den Ergebnissen auch ablesen, dass zum Beispiel Menschen gesagt haben, es wird mir zu viel über Politik berichtet, weil, das war ja wahrscheinlich in dieser Befragungszeit ein dominantes Thema oder fiel das gar nicht so ins Gewicht? Julia Behre: Also wir haben auch nach den Gründen gefragt in diesem Jahr und da war eben mit der wichtigste Grund die negativen Auswirkungen auf die Stimmung und dass zu viel über Kriege und Konflikte berichtet wird. Also Politik spielt da auch ein bisschen mit rein, aber war jetzt weniger zentral, sondern da geht es eher um diese negativen, extrem belastenden Ereignisse in der ganzen Welt, also vielleicht auch stärker Außenpolitik, weniger Innenpolitik. Tatsächlich konnten wir ja auch sehen, dass das Interesse an Nachrichten eigentlich relativ stabil geblieben ist und sogar bei den jungen Menschen auch etwas zugenommen hat, was man auch, also es ist immer natürlich schwierig zu sagen, woran liegt das? Und auch diese Entwicklung von Jahr zu Jahr darf man jetzt auch nicht immer so überbewerten, schon gar nicht bei den jungen Menschen, weil sich da ja auch eine relativ kleinere Teilgruppe der Gesellschaft noch hinter verbirgt. Aber genau, da konnten wir eben sehen, dass sowohl die aktive Nachrichtenvermeidung, aber auch das Interesse in dieser jungen Altersgruppe etwas gestiegen ist. Und das ist etwas, was man häufig auch im Kontext von größeren Wahlen beobachten kann, dass dann doch das Interesse an Politik bei den meisten Menschen eher wieder steigt, weil man merkt, ah okay, jetzt liegt es wirklich an mir, jetzt muss ich mich vielleicht doch auch mal ein bisschen informieren und beteiligen. Kristina Kobrow: Und wenn du von jungen Menschen sprichst, was für eine Altersgruppe meinst du denn eigentlich? Julia Behre: Ja, das ist in dieser Studie die ab 18-Jährigen, also 18 bis 24 ist immer so die jüngste Zielgruppe, die wir betrachten. Wir haben natürlich auch die 25- bis 34-Jährigen. Ja, aber das ist nochmal wichtig, dass du danach fragst, weil das in jeder Studie natürlich anders gehandhabt wird. Aber wenn wir von jungen Menschen sprechen in dieser Studie, dann sprechen wir meistens von den 18- bis 24-Jährigen. Kristina Kobrow: Und dann geht es weiter, 35 bis 54, glaube ich, und dann 55 plus, oder? Julia Behre: Ja, also häufig vergleichen wir eben die ganz Jungen mit den etwas Älteren. Auch hier 55 plus ist natürlich auch vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, weil man sich so denkt, sind das jetzt schon die Alten? Eigentlich ja eher nicht. Das liegt aber, das ist so ein bisschen traditionell historisch gewachsen, auch in der Studie. Denn wir haben ja zu Beginn darüber gesprochen, die wird jetzt seit 2013 durchgeführt. Und das ist ja eben auch eine Online-Umfrage. Das heißt, hier wird das Nutzungsverhalten des Social Webs teilweise auch etwas überschätzt, sodass damals eben diese etwas älteren Teilgruppen zusammengefasst wurden. Mittlerweile könnte man da vielleicht noch weitere Abstufungen treffen. Aber um eben diesen Langzeitvergleich aufrechtzuerhalten, haben wir diese Einteilung so gewählt. Kristina Kobrow: Und du hattest das Interesse jetzt schon angesprochen und hast gesagt, dass gerade bei den Jüngeren auffällt, dass das Interesse steigt. Ich würde gerne nochmal da nochmal tiefer einsteigen und dich fragen, Sascha, das Interesse allgemein, also altersgruppenübergreifend liegt bei Deutschland, glaube ich, bei 55 Prozent. Ist das ein guter Schnitt, auch im Ländervergleich vielleicht? Oder sind ja dann trotzdem noch 45 Prozent, die gar nicht an Nachrichten interessiert sind? Wie würdest du das werten? Sascha Hölig: Ja, also zum einen, das sind diejenigen, die überaus und sehr interessiert sind. Also die Gegenmenge ist nicht automatisch nicht interessiert. Aber das sind schon die speziell Interessierten. Und im internationalen Vergleich sind wir damit durchaus überdurchschnittlich. Wir fallen jetzt nicht extrem aus dem Rahmen nach oben, aber in den meisten Ländern sind die Anteile ein bisschen geringer. Im Schnitt sind es, glaube ich, 46 Prozent, die über alle 48 befragten Länder sagen, sie sind sehr an Nachrichten interessiert. Und in Deutschland, wie gesagt, sind es 55 Prozent. Das heißt, es sind schon ein paar mehr Leute. Das Interesse ist dementsprechend einen Tick höher als im Vergleich der Länder. Kristina Kobrow: Und diejenigen jetzt also, die interessiert sind und die Nachrichten nutzen, über welche Kanäle oder Quellen beziehen die denn Nachrichten? Julia Behre: Ja, also da finde ich immer wieder überraschend zu sehen, dass gerade in Deutschland ja auch das Mediennutzungsverhalten doch noch traditioneller ist, als man vielleicht denken würde. Selbst bei so einer Online-Befragung. Für die meisten Menschen ist immer noch das lineare Fernsehen die wichtigste Quelle für Nachrichten. Das Internet ist jetzt mehr oder weniger gleich auf. Also das schwankt auch mal immer so ein bisschen. Ja, aber das ist tatsächlich eine wichtige Quelle. Und im Langzeitverlauf sehen wir eben, dass zwar die Reichweiten von Offline-Nachrichten, also linearem Fernsehen, linearem Radio und Print, deutlich zurückgegangen sind. Das ist jetzt auch keine Überraschung. Das wissen wir auch aus anderen Studien. Aber in den letzten drei Jahren können wir da doch eben eine stabilere Entwicklung beobachten. Und wenn wir uns dann die Online-Nachrichtenquellen anschauen, dann sehen wir schon, dass da vor allem soziale Medien eine Rolle spielen und die auch eben seit 2013 an Bedeutung gewonnen haben für den Nachrichtenkonsum. Aber auch hier lässt sich eine Sättigung beobachten oder zeichnet sich ab. Das heißt, hier steigen die Anteile jetzt auch gar nicht mehr so gravierend an. Sascha Hölig: Also an der Stelle kann ich vielleicht mal wieder den internationalen Blick ergänzen. Also man denkt immer, soziale Medien spielen in Deutschland eine ganz große Rolle für Nachrichten. Aber Julia hat ja gerade schon verdeutlicht, die spielen eine Rolle, aber es ist jetzt keine übermäßig große Rolle. Und wenn man jetzt mal auf den Ländervergleich schaut, dann landet Deutschland in dem Anteil derjenigen, die Nachrichten über soziale Medien bekommen, regelmäßig seit Beginn der Studie immer auf den letzten Plätzen, zusammen mit Österreich und Japan. Also in anderen Ländern spielen soziale Medien noch eine viel größere Rolle, als in Deutschland der Fall ist. Das ist vielleicht nochmal ganz spannend. Also wirklich, das ist einer der erstaunlich stabilen Befunde, die Julia gerade schon notiert hat, dass soziale Medien in Deutschland vergleichsweise wenig relevant sind. Auch wenn man so gefühlt das immer ein bisschen anders empfindet. Julia Behre: Ja, und auch wenn wir uns dann anschauen, was da für Quellen so genutzt werden. Es ist natürlich immer super schwierig zu untersuchen, weil wir ja den Zugang nicht so wirklich haben zu diesen komplexen Daten in den Plattformen. Aber wenn wir zumindest Menschen danach fragen, welchen verschiedenen Quellen schenkst du denn am meisten Aufmerksamkeit in sozialen Medien, dann sind das nach wie vor auch traditionelle Nachrichtenmedien und die Inhalte von einzelnen JournalistInnen. Also da sehen wir durchaus auch noch eine gewisse Dominanz. Da gibt es zwar Unterschiede zwischen den Plattformen, aber insgesamt sind das doch die Quellen, die auch am meisten Beachtung finden. Kristina Kobrow: Sascha, du hattest den internationalen Vergleich mit Social Media nochmal aufgemacht. Ich würde da gerne auch nochmal fragen nach der Form der Nachricht, also Text, Video und Audio. Wie ist das denn eigentlich hier? Sascha Hölig: Ja, da kommen wir wieder zu einem dieser erstaunlich stabilen Befunde, dass die meisten Menschen in Deutschland nach wie vor sagen, wenn es um Nachrichtennutzung geht, das darf man nie vergessen, wir reden von Nachrichten, dann lesen die meisten Menschen diese Inhalte am liebsten im Vergleich zu Audio oder zu Video. Das ist im internationalen Vergleich durchaus in den meisten Ländern der Fall. Also auch in den USA wird am liebsten gelesen. Aber wir sehen schon, speziell in den USA auch, dass der Anteil derjenigen, die Videos am liebsten anschauen, durchaus ansteigt. Aber im direkten Vergleich ist der Anteil derjenigen, die lesen möchten, am größten. Auch in den USA noch. Und am stärksten ist dieser Anteil tatsächlich in Skandinavien. Gerade in der Nachrichtennutzung kommt oft so dieses Beispiel Skandinavien, was die Vertrauenswerte angeht, was die Rolle von sozialen Medien angeht und so weiter. Und auch in Skandinavien ist das Lesen die am meisten bevorzugte Form. Und so auch in Deutschland. Es überrascht uns auch immer wieder, gerade weil viele Nachrichten Angebote auf Bewegtbild und auf Podcast setzen. Es gibt die Fans, das ist überhaupt gar keine Frage. Für Videos und für Audio und manche Zielgruppen erreicht man wahrscheinlich auch nur über diese Wege. Aber wenn man die Vogelperspektive einnimmt, lesen die meisten Menschen auch im Internet am liebsten die Nachrichten. Im Gegenteil zu hören oder anschauen. Kristina Kobrow: Und von wem stammen jetzt die Inhalte, die da gelesen werden? Also sind es eher öffentlich-rechtliche Nachrichtenportale zum Beispiel oder sind es eher privatwirtschaftliche Anbieter? Also wer ist da eigentlich reichweitenstark? Julia Behre: Ja, also online ist ein ziemlich guter Mix eigentlich, würde ich sagen. Also natürlich spielen da Nachrichten auch eine Rolle, die ihren Ursprung im Printbereich haben. Bei den etwas Älteren sehen wir dann zum Beispiel auch so E-Mail-Provider-Anbieter wie t-online, die da gerne genutzt und gelesen werden. Ja, die ARD Tagesschau oder ZDF Heute sind natürlich auch online reichweitenstark. Sascha Hölig: Also da gibt es auch große Unterschiede zwischen den Altersgruppen nochmal. Also wir sehen zum Beispiel schon, dass junge Menschen mit Blick auf soziale Medien durchaus begeisterungsfähiger sind als zum Beispiel die berühmte älteste Altersgruppe, die der über 55-Jährigen. Also das sieht man schon. Und in den sozialen Medien, das ist auch wieder ein bisschen plattformabhängig, auf Twitter oder X wird mehr gelesen und auf den anderen Plattformen wie Instagram oder TikTok werden halt eher die kurzen Videos angesehen. Und die jungen Menschen zum Beispiel, das erstaunt mich jedes Jahr aufs Neue, sagen auch immer noch etliche, dass das Fernsehen für Nachrichten ihre Hauptquelle ist. Ich meine, es ist so ein Viertel ungefähr gewesen, die tatsächlich das lineare Fernsehen als ihre wichtigste Nachrichtenquelle angeben. Julia Behre: Ja, also bei jungen Menschen sehen wir durchaus, lineare Fernsehnachrichten spielen noch eine Rolle. Und vielleicht auch jetzt gerade wieder sehen wir auch, während der Corona-Pandemie war das so, also gerade in Nachrichtenlagen, die eben sehr äußerst brisant sind, wo auch die Menschen ein starkes Informationsbedürfnis haben, da wenden sich dann doch viele hin zu linearen Fernsehnachrichten und auch die jungen Menschen. Und in diesem Jahr waren es eben knapp ein Drittel der 18- bis 24-Jährigen, die gesagt haben, dass sie mindestens einmal in der Woche lineare Fernsehnachrichten konsumieren. Und was eben die wichtigste Nachrichtenquelle angeht, waren es immerhin 22 Prozent. Kristina Kobrow: Ich würde gerne noch mal zum Vertrauen in Nachrichten euch fragen. Das war ja auch eine Kategorie, die befragt wurde. Welche Nachrichtenquellen genießen denn viel Vertrauen bei den Befragten? Also vielleicht gab es da auch Unterschiede in den Altersgruppen oder bei Fernsehen, bei Podcast, bei Print, bei Online oder bei den verschiedenen direkten Quellen. Gibt es da was, was bei euch besonders ins Auge gesprungen ist? Julia Behre: Ja, auch hier sehen wir wieder relativ stabile Entwicklungen. Also es ist wichtig zu betonen, wenn wir fragen immer 15 Nachrichtenmarken, erheben wir jeweils die Vertrauenswürdigkeit. Da wird jetzt gar nicht so unterschieden nach dem Ausspielkanal. Also ob das jetzt Online, Offline, Podcast, Social Media war, sondern so ganz allgemein auf der Ebene der Marken. Und da, wie gesagt, ist eine Liste von 15 Nachrichtenmarken. Das heißt auch eben nicht repräsentative sämtliche Nachrichten, die es in Deutschland gibt. Aber in diesem Ranking, was wir jährlich erheben, sehen wir eben das öffentlich-rechtliche Nachrichten, Also ARD Tagesschau, ZDF Heute mit die Quellen sind, die auch den Menschen bekannt sind, denen am meisten Vertrauen geschenkt wird. Dicht gefolgt von auch Regional- und Lokalzeitungen. Also das sind eben so die Angebote, die ein hohes Vertrauen genießen. Und wenn man dann noch etwas allgemeiner fragt, also das Vertrauen in Nachrichten insgesamt in Deutschland, sehen wir zwar auch, dass das Vertrauen im langen Zeitverlauf, also seit 2015, zurückgegangen ist. Aber in den jüngsten Jahren dann doch eben, sehen wir da eine stabile Entwicklung. Und das hängt von vielen Faktoren ab. Zum Beispiel in der Corona-Pandemie konnten wir in fast allen Ländern an der Studie eben diesen Vertrauensanstieg beobachten. Das ist das, was ich gerade auch schon meinte, was wir auch bei der Nutzung von Fernsehnachrichten manchmal sehen, dass eben in besonderen Ereignislagen, wenn das Bedürfnis nach verlässlichen Informationen besonders groß ist, dann sagen die Menschen eben doch, ich wende mich traditionellen Nachrichtenmedien hin. Und das hat sich dann eben in einem gesteigerten Vertrauen in den Journalismus niedergeschlagen. Also da konnten die Nachrichtenmedien von profitieren, wenngleich dieser Vertrauenszuwachs nicht nachhaltig geblieben ist. Also in den Jahren danach ist es dann wieder leicht zurückgegangen, aber eben stabiler, als man denkt. Also oftmals wird ja in der öffentlichen Debatte von einem Vertrauensverlust in verschiedenste Institutionen gesprochen. Und eben auch in den Medien. Das sehen wir jetzt so dramatisch in unseren Daten nicht und auch in anderen Studien nicht. Sascha Hölig: Also man kann ja vielleicht ergänzen, diese Vertrauensfrage, wie Julia gerade erwähnt hat, ist sehr, sehr allgemein formuliert. Also es geht da insgesamt um die gesamte Nachrichtenlandschaft. Wir fragen da nicht nur nach öffentlich-rechtlichen Angeboten oder nach traditionellen Nachrichtenmarken, sondern es geht insgesamt um die Nachrichtenlandschaft. Da sind in den, wenn Menschen diese Frage beantworten, wie weit sie dann Nachrichten vertrauen, da haben sie durchaus auch, ich sag mal, Boulevard-orientierte Marken im Hinterkopf, alternative Nachrichtenangebote, YouTuber, Podcaster, Influencer, so diese ganze Spielwiese an Menschen und Akteuren, die da eine Rolle spielen. Und darüber erfragen wir im Prinzip so einen gemittelten Wert, inwieweit man der Nachrichtenlage vertraut. Also ich bin da immer gar nicht so pessimistisch oder skeptisch, wenn da nur 45 Prozent sagen, sie vertrauen den Nachrichten. Das kann auch etwas mit Nachrichtenkompetenz zu tun haben, dass die Leute nicht sagen, alles, was ich irgendwo an einer Nachricht erfahre, dem glaube ich. Also man sieht das dann schon schön, wenn man in die Markenabfrage geht, wie stabil das Vertrauen bei den traditionellen, bekannten Nachrichtenmarken ist und auch bleibt. Also dieser Abgesang auf das Vertrauen in die Nachrichtenmedien, den können wir überhaupt nicht mit Daten irgendwie untermauern. Und auch im internationalen Vergleich, wenn man sich das Vertrauen in Deutschland anschaut, Deutschland ist immer im Ländervergleich im oberen Drittel. Also in anderen Ländern sieht das nochmal ganz, ganz anders aus, wie das Vertrauen tatsächlich zurückgegangen ist oder wie groß die Anteile von Menschen sind, die die Nachrichten vertrauen. Also in Deutschland sind wir da, glaube ich, in einer gesunden Mischung aus Skepsis und Vertrauen. Nicht Skepsis, aber ein bisschen Hinterfragen. So würde ich das deuten wollen. Julia Behre: Ja, wenn ich da noch kurz einhaken darf mit der Skepsis, weil das ist ja auch bei dem Vertrauen in die Nachrichten, die man selbst nutzt, selbst da ist das Vertrauen ja auch nicht uneingeschränkt groß, was man vielleicht eigentlich vielleicht vermuten würde. Kristina Kobrow: Das habt ihr auch nachgefragt, glaube ich, oder? Ich glaube, das waren zwei Schritte. Einmal Vertrauen in Nachrichten allgemein und dann in Nachrichten, die man selber nutzt. Julia Behre: Ja, und da sehen wir eben auch, dass das Vertrauen nicht uneingeschränkt groß ist, weil eben die Vielfalt an Nachrichten, denen man so begegnen kann, gerade auch online eben sehr, sehr groß ist. Und da ist vielleicht manchmal auch eine gewisse Skepsis angeraten. Und wenn wir zum Beispiel nochmal auch an die „Bild“ denken, die ja in unserem Ranking meistens so das Schlusslicht bildet. Wie gesagt, es ist nicht repräsentativ für alle Medien in Deutschland, weil es nur eine Auswahl von 15 Marken ist. Aber auch da könnte man sich ja so ein bisschen wundern. Okay, die Menschen sagen, sie vertrauen denen nicht, aber sie nutzen es ja. Also die „Bild“ ist ja eines der reichweitenstärksten Medienmarken in Deutschland. Und da können wir eben als Medienforscher auch, was wir aus anderen Studien wissen, sagen, dass Vertrauen und Nutzung hängt natürlich zusammen. Denn man möchte ja gerade, wenn es um Nachrichten geht, eben verlässliche Informationen haben, denen man auch vertrauen kann. Man möchte sich eben informieren. Aber das ist eben nicht das einzige Nutzungsmotiv. Denn man nutzt vielleicht Nachrichten auch, um einfach auf dem Laufenden zu bleiben, um Gesprächswert zu haben, um unterhalten zu werden. Und dadurch lassen sich so ein bisschen vielleicht diese Differenzen erklären. Sascha Hölig: Genau, also Vertrauen ist nicht der einzig entscheidende Faktor, wenn es darum geht, in welches Angebot schaue ich denn jetzt mal hinein. Das darf man nie vergessen. An der Stelle sei vielleicht auch noch gesagt, dass bei Befragungen man immer auch mit dem Aspekt der sozialen Erwünschtheit zu tun hat. Also es ist da schon, dass Menschen sich vielleicht auch ein bisschen, dass sie sagen, sie nutzen häufiger Nachrichten, als sie es eigentlich tun. Oder dass sie eher „DIE ZEIT“ lesen, als die „Bild“ angeben. Oder solche Aspekte. Das darf man auch nicht ganz vergessen. Aber prinzipiell darf man niemals gleichsetzen, dass hohe Vertrauenswerte mit hoher Nutzung korrelieren oder umgedreht. Niedrige Vertrauenswerte mit niedriger Nutzung. Vertrauen ist nur ein Aspekt unter vielen, wenn es um Medienauswahl geht. Und gerade der Aspekt, dass man mitreden kann, Gesprächsthemen hat für Anschlusskommunikation, ist schon durchaus auch sehr, sehr wichtig. Kristina Kobrow: Dann würde ich gerne noch mal was zu Podcasts fragen. Auch wenn ihr beide jetzt natürlich schon mehr als klar gemacht habt, dass Lesen eigentlich immer noch das ist, was die meisten Menschen tun, wenn es um Nachrichtennutzung geht und eben nicht hören. Aber ihr habt auch, ich glaube, das erste Mal in der Studie wurde abgefragt, wie sieht es aus bei Podcasts? Hören Menschen eigentlich Podcasts? Also nicht nur Podcasts allgemein, sondern eben für Nachrichten. Wie war da das Ergebnis, Julia? Also eben international und vor allem aber auch für Deutschland. Julia Behre: Ja, genau. Man muss da noch mal kurz differenzieren. Also wir haben in den letzten Jahren schon auch öfter mal Podcasts mit erhoben. Das war aber dann noch allgemeiner. Also dann eben nicht nur für Nachrichten und Politik, sondern auch zu anderen Themen wie beispielsweise Sport, Unterhaltung und so weiter. Das war so die alte Abfrage. Da haben wir zum Beispiel im letzten Jahr noch gesehen, dass rund knapp ein Drittel, ich glaube 30 Prozent waren das, gesagt haben, dass sie mindestens einmal im Monat einen Podcast, egal zu welchem Thema, gehört haben. Und du hast es gerade angesprochen. Die meisten Menschen wollen zwar Nachrichten nach wie vor lesen, aber wir sehen schon in manchen Teilgruppen der Gesellschaft einen Trend hin, auch zu Video oder Audio. Ein Podcast gibt es ja mittlerweile auch in Videoform. Und deswegen war eben ein Weg dahin in der Studie zu sagen, gut, wir fragen jetzt mal Podcasts zu Nachrichten, also explizit zu Nachrichten, als eine weitere Nachrichtenquelle ab. Und da haben wir gesehen, dass in Deutschland neun Prozent, also echt jetzt nicht so viele gesagt haben, dass sie zumindest einmal in der Woche einen Podcast zu Nachrichten hören. Und das ist auch ziemlich genauso hoch wie der internationale Durchschnittswert war. Also in den USA waren das zum Beispiel 15 Prozent, die mindestens einmal in der Woche einen Podcast zu Nachrichten hören. Und ja, wer hört das so? Das sind meistens auch Menschen, die ohnehin ein starkes Interesse an Nachrichten haben. Also Podcasts sind jetzt, glaube ich, eher weniger gut dafür geeignet, komplett neue Zielgruppen zu erschließen, die jetzt nicht so an Nachrichten interessiert sind. Also es sind die ohnehin nachrichtlich und politisch Interessierten, auch eher jüngere Menschen und Menschen mit einer etwas höheren formalen Bildung als der Durchschnitt. Sascha Hölig: Und man müsste auch sagen, dass das eine das andere nicht ausschließt in der Regel. Absolut, genau. Also das unterstreicht, dass nochmal Menschen, die an Nachrichten interessiert sind, immer dankbar für alle möglichen Formen der Aufbereitung und nutzen das auch gern. Und Menschen, die wenig Interesse mitbringen, ist es schwierig, unabhängig vom Verbreitungsweg zu erreichen. Also in der Regel ist es so, dass das Lesen und Hören und Schauen miteinander kombiniert wird. Kristina Kobrow: Und ihr hattet ja schon bei den Nachrichtenmarken auch gesagt, es gab eine bestimmte Auswahl. 15 Stück hattest du, Julia, glaube ich, gesagt, die abgefragt worden sind. Wie war das bei Podcasts? Also habt ihr da auch gefragt, welche Podcasts genau gehört wurden? Und wenn ja, was kam daraus? Es gab eine offene Frage dazu. Also diejenigen, die eben gesagt haben, dass sie einen Nachrichtenpodcast einmal die Woche hören, wurden dann nochmal offen gefragt, welchen Podcast sie denn hören. Ja, da muss man immer so ein bisschen vorsichtig sein, weil es waren, glaube ich, insgesamt, man konnte bis zu drei Podcasts angeben, es waren insgesamt 180 Nennungen. Ich habe mir die tatsächlich für unseren Podcast mal vorher angeschaut, was da so genannt wurde. Und ja, es ist, wie gesagt, absolut nicht repräsentativ. Wir haben da auch wahnsinnig viele Einfachnennungen. Also da sieht man, dass doch die Bandbreite an Podcasts, die so regelmäßig gehört werden, extrem groß ist. Und da wurden tatsächlich auch nicht nur Nachrichten, also reine Nachrichtenpodcasts genannt, sondern auch beispielsweise Podcasts zum Thema Sport oder so. Also da sehen wir auch wieder so ein bisschen, dass das, was unter Nachrichten verstanden wird, manchmal so ein bisschen auseinandergeht. Ist aber auch generell ein methodisches Problem bei Befragungen, weil auch wenn man explizit sagt, bitte, es geht um Nachrichten, kriegt das nicht immer so jeder mit. Aber die meisten Podcasts, die da genannt wurden, waren tatsächlich „Lanz und Precht“, „Lage der Nation“ und Podcasts von der Tagesschau, also zum Beispiel Tagesschau in 15 Minuten. „Was jetzt?“ wurde auch genannt, aber auch ausländische Podcasts wurden genannt, zum Beispiel von der BBC. Also eben eine sehr, sehr große Bandbreite, deswegen absolut nicht repräsentativ. Ich glaube, da sind die gängigen Charts von Spotify, Apple Music und so weiter aussagekräftiger, was das angeht. Genau, aber das waren so die meistgenannten Podcasts.   Sascha Hölig: Das macht jetzt auch diese Schwierigkeiten ein bisschen offensichtlich, wenn man sich als Medienforscher mit dem Aspekt der Nachrichten generell befasst. Also wie grenzt man Nachrichten von anderen Arten von Informationen ab? Deswegen ist es immer, sieht man, dass es dann an den Grenzen ein bisschen ausfranst, was aus Nutzendensicht unter Nachrichten verstanden wird. Wir versuchen das immer ein bisschen einzugrenzen mit Beispielen und Definitionen. Also wir sind schon überzeugt, dass wir den Kern des journalistischen Genres Nachrichten erfassen, aber ganz so trennscharf ist das halt gerade in der Wahrnehmung der Nutzenden dann gar nicht zu gewährleisten. Aber so einen groben Überblick kriegen wir da, glaube ich, schon hin. Julia Behre: Ja, absolut.    Kristina Kobrow: Noch eine Frage würde ich gerne zu Podcasts stellen, weil wir ja hier schließlich auch den BredowCast, also den Podcast gerade aufzeichnen. Und zwar zu den Ausspielwegen. Was ich da gelesen hatte, und das fand ich wirklich interessant, sind die Plattformen, auf denen Podcasts gehört werden. Da ist Spotify an Nummer eins und YouTube an Nummer zwei. Und dann kommt die ARD Audiothek. Man muss nochmal wieder sagen, das sind jetzt nicht alle 2000 Menschen, die Podcast hören, überhaupt nicht. Ihr habt das schon klargemacht. Das heißt, nicht 37 Prozent von allen hören das, aber eben die, die wirklich Podcasts als Nachrichten nutzen. Hören sich das, also das ist meine Frage, hören sich das an oder schauen sie das denn auch? Weil ich mich natürlich auch frage, sollten wir als BredowCast jetzt auch auf YouTube sein? Wir sind es noch nicht. Vielleicht haben wir das entschieden und man hört uns jetzt schon auf YouTube. Das weiß ich jetzt noch nicht. Aber weil ich immer denke, Podcast ist doch eigentlich auch so ein gutes Nebenbei-Medium, was ich einfach anmachen kann und beim Fahrradfahren, in der Bahn, beim Sport, was auch immer, höre. Und dass YouTube da jetzt als Videoplattform so weit oben ist, hat mich sehr verwundert. Vielleicht habt ihr da eine Antwort darauf, warum das so ist. Julia Behre: Ja, ich könnte das jetzt nicht wirklich mit der Studie an sich beantworten. Also da enden dann auch die Grenzen dieser Studie, weil wir da eben nicht weiter nachgefragt haben. Auch nicht nach den weiteren Gründen, warum man jetzt welche Plattformen irgendwie nutzt. Aber ich kann jetzt nur sagen aus Gesprächen mit Medienschaffenden, dass YouTube schon länger eine Rolle spielt, generell bei Audio. Also ganz klassisch, wenn man noch an die Anfänge denkt. Mittlerweile ist YouTube eine Videoplattform, klar. Aber es ist eben auch eine Musikplattform. Also Audio hat da schon immer irgendwo eine Rolle gespielt. Deswegen finde ich es jetzt nicht so super verwunderlich. Aber was man ja im Internationalen Report auch lesen konnte, war, dass es mittlerweile auch Podcasts gibt, die eben auch als Video erst mal produziert werden. Ich glaube, der Hintergedanke dabei ist einfach, dass man überhaupt gar nicht mehr so stark trennt zwischen Audio, Video und Bild. Also dass eben diese Multimedialität immer wichtiger wird. Und dass der Trend dahingehen wird, die auch generellen Medieninhalte immer auf verschiedenen Plattformen zu denken. Also sämtliche Ausspielwege immer mit zu berücksichtigen. Und dann einfach, weil die Mediennutzung immer individualisierter wird. Und es wird eben auch Menschen geben, die wollen Podcasts gerne als Video konsumieren. Es wird aber auch immer Menschen geben, die wollen Podcasts nebenbei hören. Und es ist einfach wichtig, da an verschiedene Ausspielwege zu denken und diese einfach mit zu berücksichtigen. Und für die Produktion an sich macht es ja keinen so großen Unterschied. Klar ist es nochmal mehr Aufwand, ein Video zu produzieren. Aber dann nehme ich eben für die reine Audio-Podcasts die Audiospur. Da wird es immer mehr hingehen, vermute ich. Wenn wir dann noch an KI denken, dass irgendwann die KI uns die Nachrichten, Inhalte vorlesen soll oder auch transkribieren soll, dann müssen wir immer mehr Richtung multimedialen Inhalten denken. Kristina Kobrow: Das ist eine ganz wundervolle Brücke. Ihr habt euch auch das erste Mal mit KI und Nachrichtennutzung befasst. Was genau habt ihr da untersucht? Julia Behre: Ja, es war so ähnlich wie bei Podcasts auch. Also da wurden eben generative KI-Chatbots, wie beispielsweise Chat-GPT, jetzt erstmalig in der Studie als Nachrichtenquelle berücksichtigt. Und da ist für Deutschland war der Wert bei 4 Prozent, 4 Prozent der erwachsenen InternetnutzerInnen haben gesagt, dass sie einmal in der Woche Nachrichten über generative KI-Chatbots abrufen. Bei den Jüngeren waren diese Anteile etwas größer mit 9 beziehungsweise 10 Prozent. Also 9 Prozent bei den 20-24-Jährigen, 10 Prozent bei den 25-34-Jährigen. Okay, dann auch da kommen wir wieder so ein bisschen an unsere Grenzen. Was sind eigentlich Nachrichten? Wird das alles auch so verstanden, was damit gemeint ist? Aber wir sind uns schon sicher, dass wir da auch den Kern der Nachrichtennutzung wieder abbilden. Also dass es eben um aktuelle Informationen geht. Und ja, dadurch, dass es jetzt zum ersten Mal in der Studie berücksichtigt wurde, müssen wir natürlich schauen, wohin die weitere Entwicklung geht. Es passiert ja auch wahnsinnig viel bei den jeweiligen Plattformen selbst. Vor ein paar Jahren waren generative KI-Chatbots ja noch gar nicht in der Lage, überhaupt Auskunft zu geben zu aktuellen Informationen. Und das ist ja jetzt etwas, was erst seit ein, zwei Jahren überhaupt möglich ist. Und das kommt so langsam auch bei den Nutzenden an. Aber wir wissen eben aus anderen Studien, dass generative KI-Chatbots zu ganz anderen Gründen genutzt werden. Also in der Regel werden sie als Suchmaschinenersatz beispielsweise verwendet oder um ja generell Beratung für den Alltag zu bekommen, um ein bisschen auszuprobieren, aber jetzt weniger, um wirklich verlässliche aktuelle Informationen abzurufen. Kristina Kobrow: Da verlinken wir auch noch mal gerne eine Studie in den Shownotes. Das ist das Projekt generative KI zur Informationsnavigation, glaube ich, worauf du dich gerade bezogen hast. Also auch das gibt es in den Shownotes. Ich wollte dich aber noch mal fragen, wenn du jetzt sagst, zum Beispiel Chat-GPT wird genutzt, um Nachrichten abzurufen. Was meint denn Abrufen eigentlich genau? Weil ich bin doch da als Nutzende erstmal in der Holschuld. Anders als wenn ich jetzt irgendwie ein Video anschaue oder einen Text also nach Nachrichten lese, muss ich da ja erstmal einen entsprechenden Prompt eingeben, um etwas zu erfahren. Oder denke ich falsch? Julia Behre: Ja genau, das ist damit gemeint. Also es ist eben anders als ich gehe auf eine Website und lese da direkt den Artikel, sondern ich muss ja erstmal Chat-GPT eine Frage stellen zu einem gewissen aktuellen Thema. Und das ist damit gemeint, mit dieser Nutzung. Und dann ist eben ja auch die Frage, also das ist ja jetzt auch erst seit ein paar Monaten, glaube ich, der Fall, dass Chat-GPT dann auch teilweise Links anbietet, also eben die Quellen zur Verfügung stellt zu den jeweiligen Nachrichtenartikeln. Da ist ja eben auch unklar, gehen die Menschen dann auf diese Links und lesen da weiter oder geben sie sich mit der Antwort zufrieden. Das gleiche gilt ja auch für Google. Also da ist es ja jetzt auch erst seit ein paar Monaten so, dass es eben eine KI-Zusammenfassung gibt zu der jeweiligen Suche. Also da ist eben wahnsinnig viel in der Entwicklung und deswegen ist davon auszugehen, dass generativen KI-Chatbots auch als Nachrichtenquelle an Reichweite gewinnen werden. Aber auch das wissen wir aus der Studie, die du gerade genannt hast, und auch mit den Reuters-Daten können wir das belegen, dass derartige Nachrichtenquellen meistens ergänzend genutzt werden. Also wirklich, es geht Richtung 0 Prozent der Befragten, die gesagt haben, dass sie das als Hauptnachrichtenquelle oder sogar als einzige Quelle für Nachrichten verwenden. Also wenn, dann ist es eine zusätzliche Möglichkeit, um sich zu informieren, aber eben ergänzend zu den traditionellen Nachrichtenquellen.  Sascha Hölig: Ich würde noch ergänzen, dass dieser Punkt KI ist halt auch für uns als Forschende ein Stück weit eine Herausforderung, wo wir uns auch erst mal herantasten müssen, ein Gefühl für das Nutzungsverhalten zu bekommen, damit wir die richtigen Fragen im Fragebogen stellen können. Also wir können jetzt anhand der Daten nicht sagen, was da konkret eingegeben wird, wenn man sich mit einem Chatbot über Nachrichten unterhält oder sowas in der Art, sondern wir müssen auch erst mal schauen, wie wir uns möglichst der Faktenlage am besten nähern können und probieren da auch aus. Also das fängt ja schon an, wenn an anderen Stellen fragen, wie auch über Vor- und Nachteile von KI generierten Nachrichten zum Beispiel. Und da ist auch völlig, naja, Menschen verstehen glaube ich auch unterschiedliche Sachen von KI. Der Wissensstand ist da sehr, sehr unterschiedlich und auch, welche Arten von KI für die Nachrichtenproduktion verwendet werden. Es gibt Texte, die werden völlig automatisiert geschrieben, so was wie kleine Nachrichten, wie das Wetter wird oder sowas. Und es gibt andere Beiträge, da wird halt eine KI vor, dass ein Satz vielleicht ein bisschen leichter formuliert werden kann. Und diese Bandbreite von KI-Unterstützung ist halt extrem groß. Und wir können halt erst mal nur schauen, so wie schaut es aus mit KI generell und müssen da im Laufe der Zeit erst mal zusehen, dass wir uns da konkreter vortasten können. Also das ist wirklich so ein erster Eindruck, ein bisschen was passiert mit dem Thema KI im Kontext zu Nachrichten. Julia Behre: Ja, das ist ein ganz wichtiger Punkt. Viele Menschen denken da ja auch an die Bilderzeugung beispielsweise oder an Deepfakes. Und dadurch lassen sich vielleicht auch die Befunde ein bisschen erklären, dass viele Menschen da sehr skeptisch sind, was den Einsatz im Journalismus angeht, was ja auch berechtigt ist vielleicht in Teilen. Aber ich glaube, viele Menschen wissen einfach nicht oder machen sich auch gar nicht die Gedanken darüber, wie genau das denn alles eingesetzt werden kann und vielleicht auch schon längst eingesetzt wird. Also wenn wir beispielsweise an Transkriptionen denken oder so. Und da sind eben die Wissensstände, wie Sascha ja auch schon gerade meinte, extrem unterschiedlich. Und das ist einfach schwierig in so einer breit angelegten Befragungsstudie, wo ja KI auch nur ein Thema neben vielen anderen ist, das so abzudecken. Und dann auch noch im internationalen Vergleich. Also wir reden jetzt ja über ein sehr westliches Land, ein weitentwickeltes Land wie Deutschland. Aber dann auch das in anderen Kontinenten eben so abzufragen, dass die Menschen das verstehen, das ist eben eine große Herausforderung, die aber methodisch, glaube ich, sehr sehr gut auch von unseren Kollegen in Oxford geleitet wird. Also da werden dann teilweise auch Vorbefragungen durchgeführt, offene qualitative Interviews, um eben zu testen, ob diese Fragen jeweils auch so verstanden werden, wie sie verstanden werden sollen.  Kristina Kobrow: Ich würde als letzten Punkt gerne noch mal, das passt jetzt auch glaube ich ganz gut zu KI, weil du Julia eben auch schon von Deepfakes und so gesprochen hast, zu der Frage nach Nachrichten und Falschnachrichten kommen und damit eben auch zu der Frage der Medienkompetenz. Denn, das hatte ich auch noch mal nachgeguckt, also in allen untersuchten Ländern ist mehr als die Hälfte der Befragten, also 58 Prozent, besorgt, dass über Online-Nachrichten nicht zwischen Wahrheit und Unwahrheit unterscheiden können. Wie sieht das in Deutschland aus und wie sieht es bei den verschiedenen Altersgruppen aus? Sascha Hölig: Genau, in Deutschland sind diese Anteile etwas geringer, wohingegen, also du hattest ja jetzt den Durchschnittswert genannt in Ländern wie beispielsweise in den USA oder auch in anderen Ländern, wo eben die Nutzung von sozialen Medien noch viel viel verbreiteter ist, da sind diese Bedenken deutlich größer ausgeprägt. Wobei auch da eben unklar ist, ob die Befragten wirklich mit Falschinformationen regelmäßig in Kontakt kommen und diese auch als solche erkennen können. Also es ist eher so ein Grundgefühl, also eine Grundskepsis gegenüber Online-Nachrichten. Es geht ja auch wirklich um Nachrichten, die über das Internet verbreitet werden. Das ist eher so ein Grundgefühl. Julia Behre: In der internationalen Studie konnte man auch lesen, dass beispielsweise in manchen Ländern das auch eher so ein generelles Gefühl ist von, also auch Richtung politische Polarisierung. Also, dass eben Nachrichten, die eben nicht meine eigene Meinung widerspiegeln, dann auch vielleicht als falsche oder irreführende Information wahrgenommen werden. Also das ist natürlich auch wieder, da kommen wir wieder an die Grenzen von Befragungsstudien, was denn damit verbunden, was dahinter verstanden wird. Das ist eben sehr, sehr subjektiv, weil wir haben in diesem Jahr auch noch gefragt nach konkreten Akteuren als potenzielle Verbreiter von Falschinformationen und wo man da eben die größte Gefahr sieht, bei welchen Akteuren. Und auch da spiegelt sich in Deutschland wieder das große Vertrauen in traditionelle Nachrichtenmedien wider, denn hierzulande haben die meisten Menschen dann am ehesten Bedenken geäußert in Bezug auf Online-Influencer oder AktivistInnen oder auch ausländische Politiker. Da waren eben größere Bedenken, was die potenzielle Verbreitung von Falschinformationen anbelangt, deutlich weniger im Hinblick auf traditionelle Nachrichtenmedien und JournalistInnen. Und auch bei den Plattformen sehen wir wieder, dass zum Beispiel soziale Medien wie TikTok oder X oder auch Facebook da tendenziell als gefährlich erachtet wurden, aber eben deutlich weniger klassische Nachrichtenwebsites. Sascha Hölig: Das ist vielleicht noch ein interessanter Punkt, an dem man mal wieder in die USA schauen kann. Also in den USA sehen wir, dass ähnlich wie in Deutschland, dass auch Influencer und Politiker eher als Quelle für Misinformationen oder Falschinformationen betrachtet werden. Aber im Unterschied zu Deutschland, in Deutschland gelten klassische traditionelle Nachrichtenmedien eher weniger als Quelle für Misinformationen. In den USA hingegen zählen auch klassische Medienangebote für viele Menschen als Quelle für Misinformationen. Also in den USA ist gerade ganz, ganz schwierig für Menschen. Man sieht ja, dass es kein so richtig geteiltes Bewusstsein, was ist wahr, was ist falsch gibt, wem kann man vertrauen, wem kann man nicht vertrauen. Und das hat eben auch was mit der polarisierten politischen Situation zu tun. Viele Menschen haben da ihre Fan-Nachrichtenangebote, denen vertrauen sie auch, aber im Mittel zeigt sich eben das tendenziell das Vertrauen in den USA, egal in welchen Akteur, sehr, sehr gering ausgeprägt ist oder man vielen Akteuren misstraut. Und in Deutschland ist eben das Vertrauen in traditionelle Nachrichtenmedien im Vergleich wirklich noch sehr, sehr hoch ausgeprägt. Und das sieht man eben auch da, dass sie nicht als Quelle für Falschinformationen gelten, für die meisten Menschen.  Julia Behre: Und vielleicht noch, um uns auch mit etwas Positivem quasi diesen Aspekt zu beenden, also einerseits, Sascha hat es gerade gesagt, das Vertrauen in Nachrichtenmedien ist eben in Deutschland auch noch sehr hoch. Und im letzten Jahr haben wir auch danach gefragt, was denn so relevante Aspekte sind für das Vertrauen in Nachrichten. Und da haben anteilig die meisten Menschen gesagt, dass ihnen Transparenz sehr wichtig ist. Also sie wollen eben wissen, wie Nachrichten entstanden sind, was vielleicht auch die Quellen waren für die jeweilige Meldung und wo man vielleicht dann noch weiter nachlesen kann, woher denn die Information eigentlich stammt und hohe journalistische Standards. Also die Menschen wünschen sich eben Nachrichten, die unabhängig sind, die gut recherchiert sind, sauber und sorgfältig recherchiert sind und die ihnen eben auch eine Perspektive bieten auf verschiedene Themen. Also die eben auch verschiedene gesellschaftliche Teilgruppen abbilden und repräsentieren. Und das ist eben, weil wir dann häufig auch gefragt werden, was sind denn so Dinge, die wir tun können, um das Vertrauen zu stärken. Und das sagt sich so einfach, aber es ist eben das klassische journalistische Handwerk, was eben entscheidend ist und was auch von den meisten Menschen als solches wertgeschätzt wird. Kristina Kobrow: Du hast jetzt Wünsch an den Journalismus gerade noch angesprochen. Ich möchte schließen mit Wünschen an euch. Ich wünsche euch noch einen wundervollen Tag und danke euch für die Erkenntnisse, die ihr hier geteilt habt. Vielen Dank.   Julia Behre:  Ja, vielen Dank für die Einladung. Sascha Hölig: Dir auch, Kristina, vielen Dank dafür.   Kristina Kobrow: Über die Ergebnisse des Reuters Digital News Report durfte ich sprechen mit Dr. Sascha Hölig und Julia Behre. Wer mehr über den Report erfahren möchte, der schaut am besten auf der Website des Reuters Institutes vorbei, die so lang ist, dass wir sie besser in den Shownotes verlinken. Dort kann man anhand einer interaktiven Karte dann auch die Ergebnisse für die einzelnen Länder sehen. Und wer mehr über die Arbeit der beiden Forschenden am HBI oder überhaupt die Arbeit des HBI wissen möchte, der schaut am besten auf unserer Website www.leibniz-hbi.de vorbei oder folgt uns auf LinkedIn, Threads oder auf BlueSky. Mein Name ist Kristina Kobrow und dies ist der BredowCast.